Gesundheitscheck: Schlafapnoe

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Problemzone einer Schlafapnoe

Plötzlich im Schlaf keine Luft mehr bekommen, das klingt wie ein Albtraum. Für viele Menschen handelt es sich dabei jedoch um bittere Realität, die sich Nacht für Nacht mehrfach wiederholt. Der für Gesundheit und Wohlbefinden essentielle Tiefschlaf bleibt im Zuge dessen meist vollkommen auf der Strecke und so fühlen sich Betroffene tagsüber oft wie gerädert.

1. Was man unter Schlafapnoe versteht

Der Begriff Apnoe leitet sich vom griechischen Begriff „apnoia“ ab, was mit Atemlosigkeit oder Windstille übersetzt werden kann. Als Schlafapnoe wird eine Störung des Schlafes bezeichnet, die sich in einem Aussetzen der Atmung äußert, die mindestens zehn Sekunden (oft auch länger als eine Minute bis hin zu zwei Minuten) anhält. Der Atemaussetzer führt beim Betroffenen zu einem Ringen nach Luft, wodurch ein Alarm im Gehirn ausgelöst wird. Dieser Alarm ruft eine kurzfristige Wachphase hervor, die lediglich so lang ist, dass sich die Atemwege wieder öffnen und ein „Nach-Luft-schnappen“ möglich ist. Im Anschluss daran, fällt der Betroffene direkt wieder in den Tiefschlaf. Er nimmt nicht bewusst war, was vor sich gegangen ist.

Von einer Schlafapnoe wird laut Definition gesprochen, wenn die Episoden aus Atemaussetzern im Schlaf und Wachphasen mit „Nach-Luft-schnappen“ mindestens fünf Mal pro Stunde auftreten. Jedoch durchlebt die überwiegende Anzahl der Schlafapnoe-Patienten stündlich zwischen 20 und 60 dieser Atemaussetzer, weshalb sie sich morgens vollkommen „gerädert“ fühlen. Die Ursache dafür, ist allerdings den meisten komplett unklar.

Eine weitere Atemstörung, die durch einen stark verminderten Atemfluss gekennzeichnet ist, ist in der Medizin als Hypopnoe bekannt. Schlafapnoiker können zusätzlich an Hypopnoe leiden.

„Schlafapnoe: Wenn Schnarchen lebensbedrohlich wird“ von focusonline

Wie lange weiß man schon vom Schlafapnoe-Syndrom?

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Das so genannte Pickwick-Syndrom, bei dem eine Kombination aus drastischem Übergewicht, Schnarchen und Schlafsucht (Narkolepsie) vorliegt, kennt man in der Medizin bereits seit vielen Jahrzehnten. Der ungewöhnliche Name dieser Krankheit geht auf einen Roman von Charles Dickens zurück: Dickens beschrieb in seinem 1836 veröffentlichten Werk „Die Pickwickier“ einen fetten, schnarchenden und fortwährend müden Mann, der in jeder Situation einschlief. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts hat man festgestellt, dass es sich beim Pickwick-Syndrom lediglich um eine extreme Ausprägung des Schlafapnoe-Syndroms handelt.

Exkurs: Harmloses Schnarchen oder Schlafapnoe?

Unsere Lunge erzeugt mit Unterstützung der Atemmuskulatur einen Unterdruck, wenn wir atmen. Dabei strömt die Luft passiv durch Nase, Kehlkopf und Bronchien in die Lunge. Unsere Atemwege bestehen im Wesentlichen aus einem Muskelschlauch, der in sich zusammenfallen würde, wenn unser komplexes Atemwegssteuerungssystem diesem nicht bei jedem Atemzug entgegenwirken würde.

Während des Schlafs kommt es zu einer Entspannung des Muskelschlauchs, was zu einer turbulente Luftströmung führt. Die Wände des Muskelschlauchs nähern sich einander an, wobei sie in Schwingungen geraten können. Diese Bewegungen sind es, die wir gemeinhin als Schnarchen mit den bekannten Sägegeräuschen wahrnehmen.

Schlafendes EhepaarSchnarchen tritt in erster Linie an drei Engstellen im Atemwegssystem auf: Im Nasenraum, am weichen Gaumen mit dem Zäpfchen sowie in der Mundregion, wo der Zungengrund gegen die Rachenhinterwand drückt, wobei die für das Schnarchen typischen Grunzgeräusche entstehen. Nicht selten sind bei Schnarchern alle drei Areale gleichzeitig von einer Verengung betroffen, so dass wenig angenehme Schnarchmelodien im „Dreiklang“ zu hören sind.

Die Schwingungen und damit das Schnarchen werden in Abhängigkeit zur Lockerheit des Rachenraumgewebes und zur Enge der Atemwege ausgeprägter.

„Normales“ Schnarchen ist in der Regel nicht gesundheitsgefährdend, kann aber für Betroffene und deren Lebensgefährten durchaus zu einer Belastung werden. Es gibt verschiedene Hilfsmittel und Therapieansätze, um das Schnarchen zu reduzieren oder ganz abzustellen.

Lautes Schnarchen gehört zu den Hauptsymptomen von Schlafapnoe, wobei zu beachten ist, dass es auch Schlafapnoiker gibt, die nicht schnarchen. Auch ohne Schnarchen kann also das Schlafapnoe-Syndrom vorliegen.

Von gefährlichem Schnarchen kann bezogen auf Schlafapnoe dann gesprochen werden, wenn die Luftwege im Anschluss an eine Periode lauten Schnarchens vollends in sich zusammenfallen und die Atmung komplett aussetzt. Dieser Zustand hält von zehn Sekunden bis über eine Minute an, bevor ein unbewusstes Erwachen mit fast explosionsartigem Einsetzen der Atmung erfolgt.

Schlafstadien bei Schlafapnoe

Diagramm für Schlafstadien bei Schlafapnoe

Bis zu 80% der Nacht verbringen von Schlafapnoe betroffene Personen in einem oberflächlichen Schlaf, der kaum bis keinen Erholungswert bietet. Dementsprechend verbleiben nur etwa 10-20% der Nacht, die der Apnoiker in einem erforderlichen Tiefschlaf-Stadium oder in einer REM-Traumphase erlebt.

Im Vergleich dazu: Schlafstadien bei gesundem Schlaf

Diagramm für Schlafstadien bei gesundem Schlaf

Damit der Schlaf erholsam für den Körper ist, muss der Schlafende die fünf Schlafstadien (Schlafstadien 1-4 + REM) mindestens 4-mal durchlaufen haben. Die Phase des Tiefschlafes, die sich über die Schlafstadien 3 und 4 erstreckt, dient zur Regenerierung des Körpers, während die REM-Phase, die auch als Traumphase bezeichnet wird, zur Verarbeitung der Tagesgeschehnisse genutzt wird.

2. Was bei Schlafapnoe im Körper passiert

Bei Schlafapnoe führt ein zu hoher Spannungsverlust in den oberen Atemwegsmuskeln des Rachens (Pharynx) zu einer Verengung sowie zu einem vorübergehenden In-sich-zusammenfallen der Luftwege. Auf diese Weise kommt die Atmung zum Stillstand, wodurch die Sauerstoffsättigung im Blut sinkt. Sobald das Gehirn den Sauerstoffabfall im Blut registriert, sorgt es dafür, dass der Betroffene aufwacht, um wieder Luft zu holen. Dieses Aufwachen wird vom Bewusstsein in der Regel nicht wahrgenommen.

Test: Wie sich Schlafapnoe für Betroffene anfühlt

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Um im Ansatz verstehen zu können, wie sich Schlafapnoiker fühlen, können Sie ein kleines Experiment durchführen: Dazu halten Sie in einmütigen Abständen für jeweils 30 bis 45 Sekunden die Luft an. Finden Sie heraus, wie lange Sie diese Art der Atmung durchhalten können.

3. Welche Schlafapnoe-Typen unterschieden werden

Bei der nur im Schlaf auftretenden Atmungsstörung Schlafapnoe werden insgesamt drei verschiedene Formen unterschieden: die obstruktive, die zentrale und die gemischte Schlafapnoe.

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA)

Statt von obstruktiver Schlafapnoe ist häufig die Rede vom obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom, welches mit OSAS abgekürzt wird. Das ist die Form der Schlafapnoe, die am häufigsten auftritt. Von obstruktiver Schlafapnoe betroffene Personen versuchen zu atmen, sind aber aufgrund einer Blockade der oberen Atemwege dazu nicht in der Lage. Beim Versuch des Einatmens kommt es zum Kollabieren der Atemwege. Damit die Atemwege wieder geöffnet werden können, ist ein Aufwachen des Schlafenden erforderlich. Die obstruktive Schlafapnoe geht oft mit lautem Schnarchen sowie Tagesmüdigkeit einher.

Veranschaulichung von obstruktiver Schlafapnoe

Die zentrale Schlafapnoe (CSA)

Seltener anzutreffen ist die zentrale Schlafapnoe. Die Atemwege sind bei einer zentralen Schlafapnoe frei. Die Aussetzer in der Atmung basieren hier auf einer gestörten Hirnfunktion. Für Sekunden setzt der Atmungsantrieb des Gehirns aus, wodurch die Bewegung des Zwerchfells eingestellt wird und die Atmung zum Stillstand kommt. Personen, die unter neurologischen Störungen, unter schwerwiegenden Herzerkrankungen oder unter Stoffwechselstörungen leiden sowie Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, sind häufig von einer zentralen Schlafapnoe betroffen.

Die gemischte Schlafapnoe (MSA)

Von einer gemischten Schlafapnoe ist die Rede, wenn ein Schlafapnoiker sowohl Merkmale der obstruktiven wie auch Merkmale der zentralen Schlafapnoe aufweist. In erster Linie wird die Apnoe bei einer gemischten Schlafapnoe durch blockierte Atemwege verursacht.

4. Wer unter Schlafapnoe leidet

Schlafapnoe tritt vergleichsweise häufig auf. Man geht davon aus, dass in Deutschland etwa zwei bis vier Prozent der Bevölkerung im mittleren Alter davon betroffen sind. Das Risiko am Schlafapnoe-Syndrom zu erkranken, steigt grundsätzlich mit zunehmendem Alter. Im Prinzip kann aber jeder – vom Baby bis zum hochbetagten Menschen – an Schlafapnoe erkranken!

Am häufigsten wird Schlafapnoe bei übergewichtigen Männern im mittleren Alter (ca. ab 45 Jahren) festgestellt. Generell sind Männer (9 bis 24%) häufiger als Frauen (4 bis 15 %) von Schlafapnoe betroffen.

Schlafapnoe bei Babys und Kleinkindern

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Schlafendes BabyBei Säuglingen und Kleinkindern tritt das Schlafapnoe-Syndrom nur sehr selten auf. Wenn es bei Kleinkindern zum Schlafapnoe-Syndrom bzw. zu einem Aussetzen des Atems kommt, kann dieses schon bei einmaligem Auftreten zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. Hier sollten direkt Notfallmaßnahmen eingeleitet werden.

Am ehesten scheint eine Schlafapnoe Frühchen oder Neun-Monats-Babys, die unter erschwerten Bedingungen geboren wurden, zu betreffen. Man vermutet hier einen Zusammenhang damit, dass das Gehirn seine Signale noch nicht vollständig an die Lunge übertragen kann.

Zu beachten ist, dass das so genannte „periodische Atmen“ bei Säuglingen ein vollkommen normales Phänomen ist und hier eine Unterscheidung zum Schlafapnoe-Syndrom getroffen werden muss. Im Rahmen des periodischen Atmens kann die Atmung des Säuglings für circa zehn Sekunden aussetzen, bevor sie wieder regelmäßig fortgesetzt wird.

Im Zweifelsfall sollte immer der Kinderarzt hinzugezogen werden, wenn die Atmung des Säuglings Eltern Anlass zur Sorge gibt. Wenn beim Baby ein Apnoeanfall festgestellt wird, kann die Atmung des Säuglings mit einem Apnoemonitor aufgezeichnet werden. Dabei ermittelt das Gerät jeden Atemaussetzer, der zu lange dauert und so das Gehirn des Babys schädigen kann. Im Zuge dessen wird ein Alarm ausgelöst, sodass die Eltern Maßnahmen ergreifen können.

Der Notarzt sollte sofort verständigt werden, wenn der Atemaussetzer länger als 15 Sekunden andauert, sich die Haut des Babys bläulich verfärbt hat oder sich das Kind nicht mehr bewegt. Es besteht immer ein Risiko für den „Plötzlichen Kindstod“.

Schlafapnoe bei Kindern

Bei vielen älteren Kindern tritt eine unregelmäßige Atmung während des Schlafes auf. Die Atemaussetzer, die durchaus mehrfach in einer Nacht auftreten können und das über Monate oder Jahre hinweg, sind dabei in der Regel nur sehr kurz und nicht lebensbedrohlich. In Abhängigkeit vom Gesundheitszustand und Verhalten des Kindes wechseln sich normale Schlafphasen mit Perioden schweren Atmens und sogar Atemlosigkeit ab. Die blockierten Atemwege in Nase und Rachen lassen sich normalerweise auf medizinische Ursachen zurückführen. Besonders häufig sind Polypen oder vergrößerte Rachenmandeln verantwortlich für Schnarchen und apnoeähnliche Schlafzustände bei älteren Kindern.

5. Wie man Schlafapnoe erkennt

Bei den Symptomen, die auf Schlafapnoe hindeuten, kann man generell zwischen am Tag und während der Nacht wahrgenommenen Anzeichen unterschieden werden.

Schlafapnoiker leiden tagsüber in der Regel am stärksten unter extremer Schläfrigkeit. Mehr als 80% der Betroffenen fühlen sich am Tag unvorstellbar müde, was sich auf alle Lebensbereiche auswirkt. So kann die Tagesmüdigkeit des Schlafapnoe-Betroffenen seine Fahrtüchtigkeit und seine Leistungsfähigkeit massiv beeinträchtigen. Weitere Folgen sind eine gestörte Libido bis hin zur Impotenz und einer Verschlechterung der allgemeinen Lebensqualität. Weiterhin kann es zu Veränderungen in der Persönlichkeit, zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und zwischenmenschlichen Beziehungsproblemen kommen.

In der Nacht kann sich Schlafapnoe folgendermaßen äußern:

  • ausgeprägtes Schnarchen – meist wird der Partner oder die Partnerin auf dieses Symptom aufmerksam
  • Atemstillstände
  • Mundtrockenheit beim Aufwachen
  • verstärktes, übermäßiges Schwitzen (ausgelöst durch die Anstrengung beim Atmen)
  • Erstickungsanfälle
  • nächtlicher Harndrang
  • nächtliches Sodbrennen
  • Würgen

Überblick: Mögliche Symptome, die auf Schlafapnoe hindeuten

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Die Begleit- und Folgeerscheinungen, die mit dem Schlafapnoe-Syndrom einhergehen können, sind vielfältig und liegen nicht bei jedem Betroffenen in gleichem Maße und Umfang vor. Zu den typischen Symptomen von Schlafapnoe gehören:

  • lautes, unregelmäßiges Schnarchen
  • andauernde Müdigkeit
  • Einschlafzwang tagsüber
  • reduzierte Leistungsfähigkeit (körperlich und geistig)
  • Konzentrationsschwäche
  • Gereiztheit, Nervosität
  • Kopfschmerzen
  • Depressionen
  • Albträume
  • Schwindelanfälle
  • sexuelle Störungen, Impotenz
  • nächtliches Schwitzen
  • Veränderungen der Persönlichkeit
  • bei Kindern: Bettnässen

Fragebogen: Leiden Sie am Schlafapnoe-Syndrom?

Wir haben Ihnen als kleine Hilfestellung zur Erkennung von Schlafapnoe einen Fragebogen zusammengestellt, den Sie als druckbare .pdf-Datei herunterladen können. Über den Fragebogen werden einige typische Symptome abgefragt. Am Ende erhalten Sie ein Bewertungsergebnis in Zahlen, welches Ihnen Aufschluss darüber gibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Sie am Schlafapnoe-Syndrom leiden.

6. Wodurch Schlafapnoe entsteht und begünstigt wird

Schlafapnoe kann auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. Daneben gibt es eine Vielzahl an Faktoren, die das Risiko zu erkranken erhöhen oder insgesamt das Krankheitsbild verschlimmern können.

Das Schlafapnoe-Syndrom kann vererbt werden, weshalb Fachleute davon ausgehen, dass das Risiko einer Schlafapnoe-Erkrankung um das 2- bis 4-fache erhöht ist, wenn bereits ein Verwandter darunter leidet.

Was eine Schlafapnoe verursachen und/oder begünstigen kann

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  • massives Übergewicht
  • reichhaltige Abendmahlzeiten
  • Alkoholgenuss (vor allem am Abend)
  • Rauchen (40% höheres Risiko bei starken Rauchern)
  • Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln
  • unregelmäßige Schlafzeiten (bspw. als Folge von Schichtarbeit)
  • bekannte Fälle von Schlafapnoe in der Familie
  • männliches Geschlecht
  • Engpässe im Nasen-/Rachenraum (z.B. aufgrund von vergrößerten Mandeln)
  • chronische Atemwegserkrankungen wie Bronchitis oder Asthma

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, erkranken besonders häufig Männer im mittleren Alter an Schlafapnoe, die übergewichtig sind.

Body-Mass-Index bestimmen

Body Mass IndexDas Risiko am Schlafapnoe-Syndrom zu erkranken, ist bei übergewichtigen Personen erheblich höher als bei Personen mit Normalgewicht.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie noch als normalgewichtig oder schon als übergewichtig eingestuft werden, können Sie Ihren Body-Mass-Index berechnen, um eine Antwort zu erhalten.

Der Body-Mass-Index – kurz: BMI – errechnet sich nach folgender Formel:
BMI = Gewicht in kg / (Körpergröße in m)²

Beispiel für 175 cm Körpergröße und 70 kg Gewicht:
BMI = 70 / (1,75 * 1,75) = 22,86

Sie erhalten im Ergebnis einen Wert, der sich irgendwo im Bereich von 18 bis über 30 bewegen kann. Grob lässt sich folgendes aus dem BMI ableiten:

BMI unter 20: Untergewicht
BMI von 20 bis 24,9: Normalgewicht
BMI von 25 bis 29,9: Übergewicht
BMI 30 oder höher: Fettleibigkeit

Auch die Fettverteilung kann sich begünstigend auf die Entwicklung des Schlafapnoe-Syndroms auswirken. So haben Menschen, bei denen das Fett in erster Linie am Rumpf angelagert ist (so genannter Apfeltyp), ein höheres Risiko zu erkranken. Fällt das Taillen-/Hüftumfang-Verhältnis niedriger als beim so genannten Birnentyp, bei dem das Fett in erster Linie an Hüften und Oberschenkeln angelagert aus, ist das Risiko geringer.

Grundsätzlich muss allerdings ebenfalls festgehalten werden, dass nicht alle Schlafapnoiker übergewichtig oder fettleibig sind. Ungefähr zwischen 30 und 50 Prozent der Betroffenen haben kein Übergewicht.

Neben den Risikofaktoren, die auf die Lebensumstände zurückzuführen sind (wie z. B. Übergewicht oder Rauchen), sind es vor allem anatomische Faktoren, die eine Schlafapnoe verursachen oder begünstigen können. Dazu gehören leichte Fehlstellungen der Kiefer (bspw. ein Überbiss) sowie eine besondere Struktur der mittleren Gesichtsknochen oder des harten Gaumens. Darüber hinaus können auch Blockaden in der Nase, Polypen, vergrößerte Mandeln oder eine große Zunge verantwortlich für das Auftreten des Schlafapnoe-Syndroms sein.

Hinweise zu den verstärkenden Faktoren

Bei vorliegender Schlafapnoe wirkt sich der Genuss von Alkohol verstärkend aus, weil er die Aktivität der oberen Atemwege bremst und die Muskeln entspannt, die für das Offenhalten der Luftröhre verantwortlich sind. Durch die Einnahme von Beruhigungsmitteln tritt ein ähnlicher Effekt ein, wobei es zusätzlich zu einer flacheren Atmung kommen kann.

Darüber hinaus können sich eine verstopfte Nase, Schlafmangel sowie das Schlafen in Rückenlage verschlimmernd auf die Schlafapnoe auswirken.

7. Wie gefährlich Schlafapnoe ist

Durch das Schlafapnoe-Syndrom kann die Gesundheit auf vielerlei Weisen negativ beeinträchtigt werden. So können andere vorhandene Erkrankungen wie Hypertonie (Bluthochdruck) durch die Apnoe verstärkt werden. Außerdem kann das Risiko für einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt durch die Apnoe erhöht werden.

Bei Operationen in Vollnarkose kann es aufgrund des Schlafapnoe-Syndroms zu Atemproblemen kommen.

Mögliche Folgen einer Schlafapnoe

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  • Bluthochdruck-Erkrankungen
  • krankhafte Vermehrung der roten Blutkörperchen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzinfarkt
  • Herzinsuffizienz
  • koronare Herzkrankheit (KHK)
  • plötzlicher Herztod
  • Schlaganfall
  • sexuelle Funktionsstörungen (nachlassende Libido, verminderte Orgasmusfähigkeit, Impotenz)
  • nächtliches Nasenbluten
  • Depressionen, Angstzustände
  • Vergesslichkeit, Zerstreutheit
  • erhöhtes Unfallrisiko

Darf jemand, der am Schlafapnoe-Syndrom leidet, Auto fahren?

Frau fährt AutoAufgrund der hohen Tagesmüdigkeit, einhergehend mit Konzentrationsschwäche, Zerstreutheit und weiteren Einschränkungen, geht man davon aus, dass ein Schlafapnoiker ein siebenfach erhöhtes Unfallrisiko hat.

Wird das Schlafapnoe-Syndrom allerdings behandelt, sodass die Tagesmüdigkeit reduziert oder gar komplett abgestellt wird, spricht nichts dagegen, dass ein Betroffener Auto fährt. Im Vorfeld sollten jedoch die zuständige Führerscheinstelle sowie die Versicherungsgesellschaft über die Schlafapnoe in Kenntnis gesetzt werden.

8. Wie eine Schlafapnoe diagnostiziert und therapiert wird

Neben lautem Schnarchen ist es meist Tagesmüdigkeit, die betroffene Menschen in die Arztpraxis führt. Um abzuklären, ob eine Apnoe vorliegt, werden dann weitere Untersuchungen durchgeführt. Dazu kann der Patient an ein Schlaflabor überwiesen werden, um seinen Nachtschlaf zu überwachen und dabei Atemaussetzer nachzuweisen. Atemaussetzer können zum Beispiel mittels einer umfassenden Polysomnographie (PSG) oder mit anderen Methoden, die weniger aufwändig sind, gemessen werden. Teilweise reicht schon das Anlegen eines Oxymeters am Finger aus, um die nächtlichen Atemmuster sowie die Sauerstoffsättigung im Blut zu kontrollieren. Im Anschluss daran, werden die Messergebnisse durch einen Schlafmediziner ausgewertet.

„Schlafapnoe – Endlich wieder gut schlafen!“ von Regio TV

Es ist nicht zwingend erforderlich, zur Gewinnung der notwendigen Messwerte die Nacht in einem Schlaflabor zu verbringen. Alternativ gibt es auch kompakte Messgeräte, die ambulant vom Hausarzt herausgegeben werden. Mit einem derartigen Gerät kann der Patient die Nacht in seinem gewohnten Umfeld verbringen. Anschließend wertet der Hausarzt die Ergebnisse aus und vermittelt den Patienten ggf. zur weiteren Behandlung an einen erfahrenen Schlafmediziner.

„Schlafapnoe – Wie gefährlich ist das?“ von arztwissen

Wie schwer ist das Schlafapnoe-Syndrom ausgeprägt?

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Für die Bewertung des Schweregrads einer Schlafapnoe gibt es eine grobe Unterteilung in drei Gruppen, wobei die Anzahl der Atemaussetzer als Maßstab gilt:

  • leichtgradige Schlafapnoe bei 10-20 Atemaussetzern in einer Stunde
  • mittelgradige Schlafapnoe bei 20-30 Atemaussetzern in einer Stunde
  • schwergradige Schlafapnoe bei mehr als 30 Atemaussetzern in einer Stunde

Bei der Beurteilung ist unbedingt die Verteilung der Atemaussetzer zu berücksichtigen. Sollten bei einem Patienten in den ersten beiden Stunden der Zählung jeweils 30 Atemaussetzer – also 60 insgesamt – festgestellt werden, dafür aber in den vier Folgestunden seines Schlafes kein einziger Atemaussetzer mehr auftreten, liegt er im Schnitt bei zehn Atemaussetzern in der Stunde. Damit würde der Patient gerade an der Schwelle zur leichtgradigen Schlafapnoe „kratzen“. Die zwei sehr unruhigen Stunden seines Schlafes können durchaus Tagesmüdigkeit und weitere Folgeerscheinungen nach sich ziehen, weshalb hier durchaus eine Behandlung angebracht sein kann.

Weiterhin sollte auch die Länge der Atemstillstände gemessen werden. Wenn der Atem in einer Stunde 15-mal für zehn Sekunden stockt, ist dieses selbstverständlich anders zu bewerten, als zehn Atemstillstände in einer Stunde, die sich jeweils über eine Minute hinaus erstrecken.

Ein weiteres wichtiges Kriterium in der Bewertung der Schwere eines Schlafapnoe-Syndroms ist die Sauerstoffsättigung im Blut. So können 20 Atemaussetzer in einer Stunde weitaus ungefährlicher als 15 Atemaussetzer in einer Stunde sein, wenn sich die Sauerstoffsättigung im zweiten Fall um 50 Prozent reduziert, während im ersten Fall so gut wie keine Abnahme der Sättigung festzustellen ist.

Daneben spielen individuell unterschiedlich ausfallende Faktoren wie das Ausmaß der Beeinträchtigung durch die Erkrankung eine wichtige Rolle bei der Beurteilung.

Behandlung von Schlafapnoe

Die Art der Therapie, die zur Behandlung von Schlafapnoe eingesetzt wird, hängt von der Schwere der Erkrankung ab. Die CPAP-Therapie wird meistens für mittelschwere bis schwere Schlafapnoe-Syndrome eingesetzt (Details hierzu s. u.).

Behandlung einer leichten Schlafapnoe
Mundschiene zur Behandlung einer SchlafapnoeBei einer leichten Schlafapnoe reichen in der Regel die gleichen Maßnahmen aus, die zur Therapie von Schnarchen eingesetzt werden: Hierbei ist vor allem die Behandlung mit einer Mundschiene (Unterkiefer-Protrusionsschiene, Schnarchschiene) zu nennen. Diese Schiene wird vom Facharzt angepasst. Sie wird während der Nacht getragen, wo sie den Unterkiefer des Betroffenen etwas nach vorne zieht. Auf diese Weise wird der Luftweg an der Rachenrückseite offengehalten.

Zur Unterstützung jedweder Therapiemaßnahme sollten auch die eigenen Lebensumstände kritisch betrachtet werden. Durch gezielte Veränderungen kann jeder Betroffene selbst einen Beitrag zur Linderung seines Leidens leisten. Dazu gehören die Gewichtsreduktion bei Übergewicht oder Fettleibigkeit, der Verzicht auf Alkohol (vor allem am Abend), das Schlafen in Seitenlage (die Rückenlage fördert Schnarchen und Atemaussetzer), keine Einnahme von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln sowie bei Rauchern der Verzicht auf den Nikotingenuss. Ebenfalls positiv wirken sich eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiger Sport aus.

Die CPAP-Therapie bei Schlafapnoe

CPAP-GerätEin so genanntes CPAP-Gerät wird besonders häufig in der Behandlung von Schlafapnoe eingesetzt. CPAP ist eine Abkürzung des englischen Ausdrucks „continuous positive airway pressure“. CPAP-Geräte stehen in vielen verschiedenen Ausführungen und von diversen Herstellern zur Verfügung. Die Geräte stellen während des Nachtschlafs einen kontinuierlichen Überdruck sicher, der dafür sorgt, dass die Atemwege offen bleiben. Generell kommen rund 80% aller Betroffenen gut mit der CPAP-Therapie zurecht.

Ein wichtiger Bestandteil des CPAP-Gerätes ist die Atemmaske. Wer mit einer CPAP-Therapie zur Behandlung seiner Schlafapnoe beginnt, wird sich daran erstmal gewöhnen müssen. Die große Modellvielfalt erlaubt hier jedoch Experimente, sodass jeder Patient eine passende sowie bequeme Maske für sich finden kann. Grundsätzlich wird bei den Atemmasken der CPAP-Geräte zwischen folgenden Typen unterschieden:

Nasalmaske Nasalmasken
Die Nasalmasken sind am weitesten verbreitet. Sie werden mit Gurten am Kopf fixiert und sitzen nur über der Nase.
Gesichtsmaske Gesichtsmasken
Die Gesichtsmasken werden wie die Nasalmasken durch Kopfgurte gehalten. Sie decken Mund und Nase ab, weshalb sie sich insbesondere für Personen empfehlen, die fast nur durch den Mund oder im Wechsel durch Mund und Nase atmen.
Nasalpolster Nasalpolster
Bei den Nasalpolstern handelt es sich nicht um Masken im eigentlichen Sinne, da es sich hierbei lediglich um zwei kleine Polster handelt, die direkt in die Nase eingeführt werden. Auch hierbei findet eine Fixierung durch Kopfgurte statt. Nasalpolster sind eine Alternative zu den klassischen Masken, die sich insbesondere für Personen empfehlen, die unter Masken zu Klaustrophobie neigen oder die Probleme mit den Passformen der anderen Masken haben.

Schlafende Person mit CPAP-GerätMit dem CPAP-Gerät kann der Schlafapnoiker endlich wieder erholsamen Schlaf genießen. Der kontinuierliche Luftstrom, der vom Gerät erzeugt wird, sorgt dafür, dass die Atemwege offen bleiben und keine Atemaussetzer auftreten. Auch das Schnarchen wird durch die Verwendung des Gerätes weitgehend unterdrückt.

Neben den Geräten, die einen gleichbleibenden Luftdruck erzeugen, gibt es auch Geräte mit variablem Luftdruck. Dabei unterscheidet man zwischen Auto-Crap-Geräten und Bilevel-Geräten:

  • Auto-Crap-Geräte
    Bei den Auto-Crap-Geräten findet eine Sensor-Messung des Lufstromes statt, weshalb das Gerät die ganze Nacht hindurch den Druck bei jedem Atemzug an die persönlichen Anforderungen des Patienten anpassen kann. Zum Tragen kommt dabei immer der niedrigste Druck, der erforderlich ist, um die Luftwege offen zu halten, was sie sehr komfortabel macht. In der Anschaffung sind diese Geräte in der Regel etwas teurer als herkömmliche CPAP-Geräte.
  • Bilevel-Geräte
    Die Therapie mit Bilevel-Geräten, die auch als zweiphasische Geräte (BIPAP) bezeichnet werden, kommt oft bei Personen zum Einsatz, die an einer Lungenfunktionsstörung leiden (mit oder ohne obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom). Bilevel-Geräte erzeugen beim Ausatmen einen niedrigeren Druck und beim Einatmen einen höheren Druck. Auch die Bilevel-Geräte haben in der Regel einen höheren Anschaffungspreis. Sie sind allerdings unverzichtbar, wenn extrem instabile Atemwege vorliegen, bei denen ein sehr hoher Beatmungsdruck erforderlich ist.

Wer übernimmt die Kosten für eine CPAP-Therapie?
Die CPAP-Therapie wird von den Krankenkassen bezahlt. Dabei werden anfangs sehr engmaschige Kontrollen (etwa alle zwei bis vier Monate) gefordert. Nach einer gewissen Zeit reicht eine jährliche Prüfung aus, bei der der behandelnde Arzt feststellt, ob das Gerät und seine Einstellungen noch optimal zu den Bedürfnissen des Patienten passen.

Die Entscheidung für die therapeutische Behandlung eines Schlafapnoe-Syndroms hängt nicht immer nur von dessen Schwere ab. Vielmehr muss auch anderen vorliegenden Erkrankungen sowie Begleiterkrankungen Beachtung geschenkt werden. In der medizinischen Praxis hat sich beispielsweise gezeigt, dass sich bei nächtlichen Atemstörungen, welche nach einem Schlaganfall aufgetreten sind, eine gleichzeitige Behandlung des Schlafapnoe-Syndroms positiv auf die Wiederherstellung der durch den Schlaganfall geschädigten Körperfunktionen auswirkt. Diese verläuft dann nämlich wesentlich schneller. Auch bei einer vorliegenden Herzschwäche hat sich gezeigt, dass sich diese deutlich verbessern lässt, wenn nicht nur eine Therapie zur Behandlung der Herzschwäche, sondern ebenfalls etwas zur Linderung des Schlafapnoe-Syndroms unternommen wird.

Operation bei Schlafapnoe?

Sehr vereinzelt wird auch eine Operation zur Behandlung von Schlafapnoe durchgeführt. Eine Operation wird in der Regel nur dann gewählt, wenn es anatomische Ursachen für das Schlafapnoe-Syndrom gibt, die sich durch einen chirurgischen Eingriff beheben oder korrigieren lassen. Dazu gehören Polypen und große Mandeln, die sich entfernen lassen. Sind Zäpfchen und Gaumensegel zu groß geraten, können diese mittels Laser auf ein passendes Maß gebracht werden. Auch Kieferfehlstellungen lassen sich teilweise durch eine Operation in Ordnung bringen.

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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.de und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.de-Schlafmagazin.

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